top of page

Licht

Licht im Kundalini Yoga 


Stanislaf Grof in: Breath. James Nestor


“Ich sah ein Licht, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Ich konnte nicht glauben, dass es so etwas gab. …Das Bewusstsein hatte keine Grenze mehr, ich war jenseits des Planeten. Ich hatte kosmisches Bewußtsein.“  


Mein kürzlicher USA-Aufenthalt brachte mich nach Woodstock, NY und in ein Gespräch mit den Leitern des kleinen Sri Aurobindo Ashrams dort. Sie erzählten mir von damals, da sie selbst beim Festival dabei waren, den Organisator persönlich kannten. Dieses verrückte Spektakel war nicht nur musikalisch besonders bedeutungsvoll, sondern auch, weil dort zum ersten Mal ein indischer Yogi: Swami Satchidananda (siehe Foto) auf einem grossen Musikfestival “aufgetreten” ist und den Menschen den Feueratem gelehrt hat, also ein grosser Moment des Lichtes…. “Ex oriente lux” (aus dem Orient kommt das Licht). Die gesamte Hippie-Zeit war im Sinne von neuen Blickwinkeln, Erkenntnissen, Offenheit sehr wichtig und der Boden der Entstehung der 3HO, die auch im Woodstock-Jahr 1969 von Yogi Bhajan, der seit 1968 in Nordamerika war, gegründet wurde. Ob die Zeit des Endes des Vietnamkrieges besonders lichtvoll war, sei dahingestellt, denn Drogen, Rebellion und Chaos könnten dem entgegengegangen sein, aber bunt war sie und voller Hoffnung und auch Gemeinschaftsgeist, und spiritueller Neugier, Sehnsucht nach Wandel, Erkenntnis, Erleuchtung. In den Worten von Grateful Dead : “Dark star crashes, pouring it’s light into ashes”.



Erfahrungen mit Licht im Yoga sind zahlreich, und es wäre sehr interessant, von Euch Leser:innen zu erfahren, welche individuellen Erfahrungen ihr bei welchen Übungen gemacht habt. Gerne nehme ich dazu Eure Berichte entgegen und sammle sie, denn sie sind wahrscheinlich so mannigfach wie es Individuen gibt. Wer Pranayama, z.B. den Feueratem übt, oder auch Atemübungen á la Wim Hof (eigentlich ursprünglich die Tibetische Tummo Atmung), beschreibt oft Lichterfahrungen, Sternchen, Sonne, Weite, etc. Swami Sivananda beschreibt das Erwachen der Kundalini mit “göttlichen Visionen”, also visuellen Wahrnehmungen (Sukadev Bretz). Die Kundalini selbst als Bewusstseinsenergie kann somit als Licht verstanden werden und wurde als solche erfahren. Erleuchtung steht mit der Licht-Erfahrung in engem Zusammenhang. Im Kurs in Wundern wird es sehr binär beschrieben. Das Wunder sei, wenn man erwacht sei vom “Traum”. Man sei entweder erwacht oder schlafe. Also entweder im Dunkeln herumtappen, oder erleuchtet? Ich sehe das nicht so polar, meine Erfahrung ist, dass es nicht ein Lichtschalter ist, sondern eher ein Dimmer, der Stufen haben, sich sekündlich ändern kann, je nach Erwachtheitsgrad, Präsenz, Anspannungslevel, Stressresilienz, Persönlichkeit, oder anderen Faktoren. Mir ist mittlerweile jede/r suspekt, die/er von sich behauptet, gänzlich erleuchtet zu sein und ich möchte auch Kritik am blinden Folgen derer üben, die vermeintlich “erleuchtet” sind und doch unmoralisch gehandelt haben, wie wir das auch von unseren eigenen Reihen wissen. Wir dürfen die Augen nicht zumachen vor Ungerechtigkeiten und Grenzüberschreitungen, auch wenn sie von einem vermeintlichen Guru kamen. Oder besser: Selbst mit geschlossenen Augen lässt sich das wahre innere Licht vernehmen, ohne dass eine Autorität einem das vorgibt.

Gu-Ru bedeutet ja, "das, was vom Dunkeln ins Licht führt”... also die innere Instanz, die den Dimmschalter bedient, der immer zur Verfügung steht. Vor allem unsere eigene Intuition, geschult von unserer persönlichen Praxis ist unser in uns innewohnender GU-RU und somit unser Tan-Tra, das “Werkzeug, das zur Ausdehnung” des Bewußtseins führen kann (C. Wallis).


Das geistige Licht, das in einem Menschen erstarkt oder verglimmt, kann für Schopenhauer allerdings nicht mit dem physischen Licht gleichgesetzt werden, der übrigens mit den Upanischaden vertraut war: “Das starre Festhalten des großen Haufens an Vorurteilen, Wahnbegriffen, Sitten, Gebräuchen und Trachten, das langsame Eindringen erkannter Wahrheiten ins Volk beweist, dass in Hinsicht auf die Schnelligkeit der Fortpflanzung dem physischen Lichte nichts unähnlicher ist, als das geistige.” Leider müssen wir uns auch fragen, wie wir diese Langsamkeit der Ausbreitung des geistigen Lichtes und auch das unweigerliche Phänomen des Schattens (denn da wo Licht ist, ist auch Schatten) mit den Teaching des Kundalini Yogas in Einklang bringen. Ich selbst ringe auch immer wieder damit, Lehrer und Lehre zu trennen und es steht uns noch einiges an innerer Arbeit und auch Kommunikation miteinander bevor, um dieses große Dilemma zu befrieden. Genau diesen Prozeß aber halte ich für äußerst wichtig, Licht bringend und das Bewußtsein hebend.


Und darum geht es: Fragen haben. Fragen stellen. Unklarheiten beseitigen, Authentisches erkennen, Unbewußtes/”Dunkles” durchdringen, ins “reine Gewahrsein…” erweitern., in den “leuchtenden” Aspekt des Geistes, kommen, (...) der “erlaubt, sowohl die äußere als auch (...) innere Welt wahrzunehmen.“ (Singer und Ricard). Im Kundalini Yoga haben wir wunderbare Tools, die Licht, Lichtvoll-heit, und auch Leichtigkeit erfahrbar machen: 

“Travel light, live light, spread the light, be the light”. YB


May the longtime sun shine upon us, and the PURE LIGHT within us guide our way on.



Literatur:

Christopher Wallis: Illuminated Tantra

Sukadev Bretz: Die Kundalini Energie wecken

Foundation of Inner Peace: Ein Kurs in Wundern 

Wolf Singer, Matthieu Ricard: Jenseits des Selbst

Schopenhauer, A.: Parerga und Paralipomena, II


Veröffentlicht in kundalini-yoga-journal.html


 
 
 

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
Bewusstseinsstörungen

Welche Bewusstseinsstörungen des Körpers gibt es? In seinem Büchlein “Vom Gehirn zum Bewusstsein” schreibt Neurophysiologe Wolf Singer:...

 
 
 
Was hat Sex mit Tantra zu tun?

Was hat Tantra mit Sex zu tun? “Warst du schon mal auf ‘nem Tantra-Workshop?” Diese Frage höre ich öfters. Auch in der Paartherapie...

 
 
 

Comentarios


Sprechstunde

Kontakt

Schreib mir:

Renate Heiss

Yoga- und Psychotherapie Zentrum

Römerstrasse

84347 Pfarrkirchen | Germany

Telefon: 08561-9069719

Email: yogatherapie.ypz@mailbox.org

www.yoga-psychotherapie-zentrum.de

Telefon-Sprechstunde:

Mittwoch von 17:00-18:00

 

Sprechzeiten: 

nach Vereinbarung

Donnerstags

  • Facebook Renate Heiss
  • Instagram Renate Heiss

Ich freue mich über Deine Nachricht!

©2019 by Yoga- und Psychotherapie Zentrum

bottom of page