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BURNOUT UND DEPRESSION: WAS IST DER UNTERSCHIED?von Renate Heiss, Dipl- Psychologin, Heilpraktikerin auf dem Gebiet der Psychotherapie. https://www.yogamehome.org/yoga-blog/artikel/burnout-depression-

BURNOUT UND DEPRESSION: WAS IST DER UNTERSCHIED?von Renate Heiss in Gesundheit

Wenn man sich erschöpft, leer und verzweifelt fühlt, kommt die Frage auf: Habe ich ein Burnout? Oder schon eine Depression? Was der Unterschied ist und wie Du sie erkennst, erklärt Psychologin Renate Heiss.

In diesem Artikel erwartet Dich:

Es gibt gerade vieles, was uns bedrängt und überfordert. Nicht nur die gesundheitlichen, auch die sozialen Bedingungen sind zurzeit erschwert. Unsicherheit durch widersprüchliche Informationen, sozialer Druck, Isolation, Spaltung… Corona macht Stress. Es hat die Zahl der Menschen, die an Depression leiden, weiter in die Höhe getrieben. Dies zeigt eine Studie von 2021 in der wissenschaftlichen Zeitschrift The Lancet Psychiatry. Langzeitstress kann depressiv machen, könnte man sagen.

Und genau das haben Depression und Burnout gemeinsam: lange andauernden „Stress“. Ob er nun von außen kommt oder „nur“ erlebt ist, in Form von Hilflosigkeit oder Überforderung.

Wie unterscheiden sich Burnout und Depression?

Der Unterschied zwischen Burnout und Depression ist in der Essenz: Burnout bezieht sich auf die Arbeit. Der/die Betroffene erlebt sich dort als „an der Wand“, „ausgebrannt“, „verheizt“, „mega-erschöpft“, „wenig gewertschätzt“ und „ausgenutzt“, „gemobbt bis an den Zusammenbruch“.

Burnout ist erlebnisbasiert in Bezug auf die Arbeit – im Unterschied zur Depression. Depression kann als eine späte oder fortgeschrittene Stufe des Burnouts gesehen werden.

Anders ausgedrückt: Burnout kann – muss aber nicht – eine Vorstufe der Depression sein.

In diesem Artikel schauen wir uns an, wie man Depression und Burnout erkennt – und wie Yoga helfen kann.

Fühlst Du Dich erschöpft und suchst schnelle Hilfe? Dann probiere dieses Video mit Renate, das bereits in 10 Minuten Erholung bringt:VIDEO: ERSTE HILFE YOGA BEI ERSCHÖPFUNG & BURNOUT

Was ist Depression?

Depression ist ein länger andauernder Zustand, in dem die Neurochemie im System außer Balance geraten ist.

Wenn Du Dich fragst, ob Du selbst eine Depression hast, kannst Du gerne diesen Selbsttest machen.

Zur Depression als klinische Erkrankung gehören zwei von diesen drei wesentlichen Merkmalen (Symptomen):

  • Gedrückte Stimmung und/oder Ängste, innere Unruhe

  • Freud- und Interesselosigkeit

  • Antriebslosigkeit und Ermüdungsgefühl („Coach Potato“)

Meist kommen dann noch dazu:

  • Vermindertes Selbstwertgefühl

  • Beschäftigung mit dem eigenen Tod bis zu Suizidgedanken

  • Sinnlosigkeitserleben und Leeregefühl

  • Selbstzweifel und Selbstvorwürfe („Ich bin schuld.“, „Ich kann das eh nicht.“)

  • Entscheidungsunfähigkeit

  • Negatives Denken, in allem werden Katastrophen gesehen

  • Fremd- und Selbstabwertungen („ich bin schlecht“, „die/der ist doof“, etc.)

  • Weniger oder keine Lust auf Sex

  • Schlafstörungen

  • Appetit- und Gewichtsveränderungen

Wenn diese Phänomene auftreten, ist das zum Einen im subjektiven Erleben der/des Betroffenen. Aber es hat dann auch schon die Neuro-Biochemie verändert, in Bezug auf sein/ihr ganzes Leben.

Gedrückte Stimmung, Ängste und Ermüdung sind typische Symptome einer Depression.

Was ist ein Burnout?

Die Depression ist ein fest etabliertes Krankheitsbild, das schon seit vielen Jahrzehnten in das Verzeichnis der Weltkrankheiten aufgenommen ist, während die offizielle Diagnose „Burnout“noch relativ jung ist. Erst seit Beginn dieses Jahres ist das Burnout anerkannt und im ICD-11 (Internationale Klassifikation der Krankheiten) gelistet.

Burnout wird hier definiert als Syndrom aufgrund von „chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden konnte“.

Die drei wichtigsten Merkmale (Symptome) eines Burnouts nach ICD-11 sind:

  1. Ein Gefühl von Erschöpfung und Energielosigkeit

  2. Mentale Distanz oder negative Haltung zum eigenen Job, auch Zynismus

  3. Ein verringertes Leistungsvermögen im Beruf

Alle drei Merkmale sind berufsbezogen, gelten nicht für private Erschöpfungszustände - was sich meines Erachtens diskutieren ließe. Nach diesen Diagnosekriterien hat also eine Person, die einen geliebten Menschen jahrelang im Krankheits- und Sterbeprozess begleitet und dabei „ausbrennt“ kein Burnout, sondern eher eine Erschöpfungsdepression.

Ich und andere denken, dass sich in den nächsten Jahren noch einige Veränderungen in der Definition dieser emotionalen und kognitiven Erschöpfungszustände entwickeln werden und wir immer genauer differenzieren werden müssen.

Wo etwas ausgebrannt ist, da hat vorher etwas gebrannt, vielleicht sehr oder zu stark.

Dem massiven Gefühl der Erschöpfung ging viel Energie und Elan voraus. Dem Motivationsausfall großes, manchmal sogar perfektionistisches Engagement oder gar Arbeitssucht. Dem ausgeprägten Sinn- und Bezugslosigkeitsgefühl ein meist als sehr wichtig erachtetes Verpflichtungsgefühl.

Es gehört also auch eine enorme Portion Enttäuschung, Frust, Missmut über die anderen, den Arbeitsplatz, aber auch die eigenen Erwartungen dazu, wenn es nach einer langen Zeit des Vollgas-Gebens und der Überanstrengung zu einem Crash kommt.

Im neuen Begriff des „Burn-on“ (Bert te Wildt) wird sogar das lange anhaltende Ausgebranntsein beschrieben, in dem „wir zuallererst Opfer unserer eigenen überzogenen Ansprüche“ werden, ohne dabei völlig zu kollabieren, nur „immer kurz vorm Burnout“ schweben.

Burnout entsteht durch chronischen Stress und Überlastung am Arbeitsplatz - oder im Privaten.

Der gemeinsame Kern von Burnout und Depression: Stress und Ressourcen-Erleben

Nach der Abgrenzung von Burnout und Depression schauen wir uns nun die Gemeinsamkeit an: der chronische Stress.

Stress heißt: Anforderung und Bewältigungsressource passen nicht. Also platt ausgedrückt: Etwas ist mehr, als wir leisten können.

Wir erleben unsere Möglichkeiten zum Bewältigen als nicht adäquat und haben kein Gefühl der Kontrolle. Ein klassisches Experiment ist das Beispiel der Ratte im Käfig, die herumrennt, Hebel bedient und doch keinen Käse bekommt, sondern hin und wieder Stromstöße (Experiment von Seligman).

Durch den anhaltenden Stress können Burnout und Depression entstehen.

…wenn die Anforderungen zu viel werden.

Eine Kombination aus hohen Anforderungen, Deadlines, Druck und dem Erleben von Hilflosigkeit, also mangelnder Wirksamkeit des eigenen Tuns - und zwar dauerhaft - ist der Nährboden für sowohl Burnout wie auch Depression.

… oder zu wenig.

Leistungsanforderungen unserer Gesellschaft bzw. Arbeit sind per se ja nichts Schlechtes. Sie garantieren Qualität, pünktliche Züge, Lieferung von makelloser Ware etc., was wir alle gerne haben.

Ein gesundes Maß an Anforderung ist motivierend und bringt uns Zufriedenheit und einen Zustand des „Flow“. Ein „zu wenig“ unterfordert uns, verursacht ein Sinnlosigkeitsgefühl und Langeweile. Auf Dauer kann es sogar zu einer depressiven Erschöpfungssymptomatik kommen, dem sogenannten Bore-Out (boring bedeutet langweilig), bei dem auch Aggressionen und eine Sinnkrise mit auftreten können.

Die Ursachen von Burnout vs. Depression

Depression und Burnout unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer Erscheinungsform, sondern auch in den sie auslösenden Bedingungen und sie verstärkenden Faktoren im Menschen selbst und in der Umwelt.

Mit dem Blick des biopsychosozialen Modells versuchen wir, die wichtigsten Einflussfaktoren in der Umwelt, in der Psyche und Lebensgeschichte verstehen und, wenn möglich, zu beeinflussen, um eine Veränderung zu bewirken.

Die Frage, die sich viele Betroffene stellen, ist: Wie konnte es bei mir so weit kommen?

„Alles, was man eigentlich gerne möchte und macht, wird zu einem einzigen dunklen Müssen, wird abgearbeitet und damit vom Dauerstress-Modus vereinnahmt.“(te Wildt)

Vermutete Ursachen von Depression und Burnout sind mannigfaltig:

  • Über- oder Unterforderung

  • Überempfindlichkeit

  • Biographisches: Traumatische oder angstbesetzte Erfahrungen der Hilflosigkeit, die nicht aufgearbeitet werden konnten.

  • Auch Ernährung, Krankheitsbewältigung und, ganz aktuell, Long- bzw. Post-Covid mit Konzentrations- und Gedächtnisproblemen spielen evtl. eine größere Rolle als aktuell bekannt ist.

Die 12 Stadien des Burnouts

Im Verlauf des Burnouts kommt es zu 12 Stadien, die Freudenberger und North herausgearbeitet haben.

Vom Stadium 1, dem Zwang, sich zu beweisen über das Stadium 2 „Verstärkter Einsatz“ gelangst Du zuerst zur nicht sehr auffälligen Vernachlässigung eigener Bedürfnisse. Z. B. hast Du weniger Interesse an Deinen sozialen Kontakten oder Lust auf Sex.

Damit wärst Du, wenn Du dann auch eigene Bedürfnisse verdrängst (Nr. 4) und auch das, was vorher wichtig war, nun als weniger wichtig bewertest, schon beim Stadium Nummer 5.

Wenn Du Dich weiter pushst und dann immer mehr Fehler auftreten, Du diese aber verleugnest (6), Dich immer mehr zurückziehst (7. Stadium), sich Dein Verhalten immer mehr verändert, z.B. Du Dich immer mehr auf Deine Arbeit fixierst (Stufe 8), erreichst Du schließlich die „Depersonalisation“, wo das Gefühl für Dich selbst nicht mehr greifbar ist, auch die eigene Wertschätzung verloren geht.

Hier wird es schon sehr ernst, und eigentlich bist Du hier nicht mehr „gesund“ und arbeitsfähig, Deine Lebensqualität ist schon sehr gering. Dies wäre Stadium 9, das dann, wenn keine Veränderung erfolgt, nur noch in innere Leere (10.) mündet und schließlich, an 11. Stelle, von Depression gefolgt werden kann.

Das fulminante Finish würde dann die „Völlige Burnout Erschöpfung“ mit sehr schlechtem psychischen und körperlichem Allgemeinzustand, nicht selten zunehmenden Selbstmordgedanken, bieten.

Damit es nicht zum Burnout kommt, ist es wichtig, diese Stadien zu kennen und sich dabei, so früh es geht, aufzufangen und Alternativen zu entwickeln. Hierbei kommt Yoga und Entspannung eine essenzielle Rolle zu.

Diagnose einer Depression

Je nach Intensität dieser oben genannten Symptome, die für eine Depressions-Diagnose zwei Wochen überdauern und überwiegend vorhanden sein müssten (weitgehend unbeeinflusst von äußeren Faktoren) liegt eine Depression leichten, mittleren oder schweren Grades vor.

Sie kann erstmalig als Episode auftreten oder immer wieder kommen, manchmal unterbrochen von extremen Hochphasen, was dann eine bipolare Störung wäre. Erschöpfung und Motivationsprobleme wären hier nur ein Aspekt von vielen.

Du kannst nicht mehr lachen? Fühlst nichts mehr? Du hast keine Lust auf Nix? Und das schon seit geraumer Zeit? Das könnten Zeichen von Depression sein.

Wenn dann auch noch Gewichtsverlust, Schlaflosigkeit oder auch Konzentrationsprobleme dazukommen, dann mach doch den Selbsttest und beginne, Dich damit auseinanderzusetzen. Suche auch das Gespräch mit einer professionellen Person.

Yoga kann zur Entspannung und Selbstwahrnehmung bei Burnout und Depression helfen.

Depression aus Sicht des Yoga

Aus Sicht des Yoga ist Depression ein Ausdruck der Suche nach Sinnhaftigkeit und der Sehnsucht nach Verbindung. Hier klingt also ein spiritueller Aspekt der psychischen Störung an, die für uns Yogis nicht unerheblich sein sollte.

Yogi Bhajan beschreibt die von ihm sogenannte „kalte Depression“ damit, dass wir „eine permanente emotionale Energieverschwendung“ an unserem Körper betreiben und „keinerlei Energiereserven aufbauen“ können…“

Wie Yoga helfen kann

Indem Du mehr auf die Zeichen Deines Körpers und Deiner Befindlichkeit achtest, kannst Du potenzielle Frühstadien erkennen. Im Yoga üben wir diese Selbstwahrnehmung:

  1. Grenzen wahrnehmen

  2. Grenzen akzeptieren bei Asana oder auch Pranayama

  3. Grenzen auch hinterfragen

  4. Veränderungen vornehmen

  5. Stopp sagen

  6. Und vor allem: sich Zeit für sich nehmen für Entspannung, Meditation und Besinnung.

Besonders in den Frühstadien des Burnouts lässt sich noch viel „machen“: Zunächst sanft die Grundanspannung senken und das Energielevel anheben.

Erfahre hier mehr: Yoga gegen Burnout

Hierbei ist die Balance zwischen Streben und Loslassen (Abhyasa und Vairagya) besonders für uns Yogis sehr wesentlich. Denn auch in der Yoga-Szene grassiert ein starker Selbstoptimierungsdruck, der manchmal statt der erwünschten Entspannung und Entlastung erneute, hohe Erwartungen an uns selbst produziert. Besonders hier gilt es, vorsichtig zu sein mit überzogenen Selbstverbesserungs-Programmen.

Bleib also realistisch mit Deinen Zielen, gerade jetzt zum Jahresbeginn. Versuche, Dich zu akzeptieren, da wo Du bist, und Dir gleichzeitig kleine Schritte vorzunehmen.

„Praxis bedeutet, sich darin zu üben, einen stabilen Zustand mentaler Stille zu erreichen.“Patanjali, Sutren 1.13

Allerdings haben alle Emotionen, darunter auch die der Traurigkeit, bzw. das Fehlen von Motivation einen Informationsgehalt. Du wirst nicht darum herumkommen, herauszufinden, was Dir Deine Ängste, Sorgen, Überforderungsgefühle, Dein Ehrgeiz oder dessen Fehlen sagen wollen.

Yoga-Videos bei Burnout

Yoga kann dir helfen, dich zu erholen und neue Kraft zu schöpfen. Probiere diese Videos mit Psychologin und Yogalehrerin Renate Heiss:

 

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